Ja, die Briten können nicht nur sehr komfortabel und luxuriös durch die Gegend fahren, sie können auch sehr, sehr schnell um die Ecken fliegen. Die Lust auf Motorsport zählt zu den wichtigsten Leidenschaften jenseits des Ärmelkanals. Wenn Lord March sein Festival of Speed eröffnet, strömen Zigtausende in seinen Park und die komplette Motorsportelite tritt an zum wilden Ritt in Goodwood-Park. Wir zeigen Ihnen die besten zehn Sportwagen aus Großbritannien. Von Aston Martin über Jaguar bis zu McLaren.

An dieser Stelle wollen wir zehn aktuelle Sportler auf vier Rädern vorstellen. Wir haben dabei die Kriterien, wo ein Sportwagen anfängt und wieder aufhört, ein wenig gelockert. Vier Sitze plus Kofferraum sind ok und ein Leergewicht oberhalb der zwei Tonnen Grenze haben wir großzügig akzeptiert.

Bentley Continental GT

Kurz nachdem der Volkswagenkonzern den Hersteller Bentley Motors übernommen hatte, präsentierte im Jahr 2003 das Bentley-Werk in Crewe, südlich von Liverpool, sein erstes Produkt. Ein Coupé mit einem W12-Motor, sechs Liter Hubraum, 560 PS und der Ausstrahlung einer Autobahn-Rakete, die einmal in Gang gesetzt, erst wieder anhält, wenn der Tank so trocken ist, wie die Sahara im Hochsommer. 318 km/h rannte der erste Conti damals und er fand viele Freunde.

Das ist jetzt über 15 Jahre her und der Continental GT ist in seiner dritten Generation unterwegs. Unter der Haube werkelt noch immer ein W12-Motor mit sechs Liter Hubraum. Die Leistung wurde auf 635 PS gesteigert, erst bei 333 km/h geht dem Briten die Puste aus und sein liebstes Revier sind noch immer lange, sehr lange Geraden und, damit die Lenkung nicht ins Koma fällt, auch ein paar offene, lange Kurven. Der Preis für den jüngsten Conti: 201.467 Euro.

Lotus Elise Sprint

Colin Chapman ist der Vater eines jeden je gebauten Lotus. Er gründete 1952 Lotus Cars und sein Talent zur Konstruktion überaus erfolgreicher Rennwagen wurde auch in die Straßenwagen übertragen. Wenn man das Erfolgsrezept seiner Sportwagen in einem Satz aufsagen will, dann klingt das so: jedes Gramm zu viel kann dich eine Sekunde kosten.

Aktuell scheint es der Firma Lotus nicht sehr gut zu gehen. Man hört wenig, die Auswahl an Produkten ist recht klein, aber man noch immer einen nagelneuen Lotus erstehen. Zum Beispiel den Lotus Elise Sprint. Und die Elise ist ein sehr leichtes, handliches Sportgerät. Der Zweisitzer wiegt eindrucksvolle 878 Kilo, dazu kommen noch die Insassen plus Benzin und zwei Flaschen Mineralwasser, weil der Ritt in einer Elise niemals ohne Transpiration funktioniert. Wir sprechen hier von 220 PS, 234 km/h Spitze und einem Fahrgefühl, als hätte Chapman damals auch noch gesagt, dass jeder der einen Lotus bewegt, auch gleich eine Vergnügungssteuer zahlen müsse. Das Teil rennt los, erobert Kurven jeder Art im Sturm, erfordert eine kundige Hand und einen unerschrockenen Beifahrer. Der Preis für das leichte Vergnügen: 47.300 Euro in Deutschland.

Aston Martin DB11 AMR

Mehr als einhundert Jahre ist das jetzt her, als Lionel Martin und Robert Bamford ihren ersten Aston Martin vorstellten. Man wollte Rennwagen für die Strasse bauen und irgendwie war man nicht sehr erfolgreich. 1947 kaufte David Brown den Laden und fortan wurden viele Modelle mit dem Kürzel DB versehen, außerdem setzte man James Bond hinter das Steuer und lies ihn seine Geschichten erzählen. Der DB5 ist wohl bis heute der berühmteste Aston ever.

Mit dem DB11 AMR setzte Aston Martin ein Zeichen in Richtung Motorsport. Im Vorfeld der 24 Stunden vom Nürburgring 2018 stellten die Briten ihren stärksten Wagen vor. Den DB11 mit V12 und 639 PS. Das feine Auto rennt 334 km/h schnell und kostet lockere 218.595 Euro. Für den MI6 ein Klacks, für echte Fans ein Grund den Bausparvertrag aufzulösen.

Noble M600

Noble ist noch jung. 1999 gegründet, stand im Jahr 2000 der M12 mit 2,5 Liter V6 vor der Tür. Die Leistung war schon recht gut, aber andere konnten das besser. Zudem kannte kein Mensch die kleine Firma aus Leicester. Erst Jahre später, Top Gear hatte ein Model auf dem Track in Dunsfold, rollte der Laden. Der M15 wurde zivilisierter, komfortabler und einfacher in der Handhabung.

Im Moment ist der M600 das aktuellste Model und man baut rund zehn Stück pro Jahr. Rund 240.000 Euro werden fällig, produziert wird erst nach Eingang der verbindlichen Bestellung. Dafür sitzt man dann in einem sehr schnellen Supersportler mit 650 PS aus einem V8-BiTurbo-Motor. Weil der Wagen gerade mal 1200 Kilo wiegt, sind die Leistungsdaten recht eindrucksvoll. Er soll unter drei Sekunden für den Spurt bis 100 km/h brauchen und die 350 km/h knackt der Brite spielend. Damit man mit dem Noble auch nobel vor dem Grand Hotel vorfahren kann, stehen reichlich Extras im Katalog: Navi, Stereo, feine Sitze und bestes Leder besonders edle Stoffe für die Sitze.

Caterham 620 R

Graham Nearm heißt der Man, der 1972 von Lotus die Produktion des Lotus Seven kaufte, einem extrem puristischen Sportwagen ohne Dach aber dafür mit der Aura des einzig wahren Sportwagen-Feelings.

Der aktuell stärkste und teuerste Caterham heisst 620 R. Das gute Stück wird von einem Cosworth-4-Zylinder-Motor angetrieben und wegen des Gewichts von gerade mal 600 Kilo ist der rasende Einbaum ruckzuck auf Tempo 100, 2,7 Sekunden um genau zu sein. Für 70.000 Euro kann man den Extrem-Wagen bestellen. Plus Helm und wasserfester Jacke.

Ginetta G58

Nein, das ist keine Eissorte aus Italien und auch keine neue Rasierklingenmarke. Der Firmenname geht auf Gina Lollobrigida zurück, die beiden Firmengründer waren von der italienischen Schauspielerin sehr begeistert.

Die Ginetta G58 ist ein Rennwagen, den man für 260.000 Euro kaufen kann. Der Wagen hat keine Straßenzulassung, wird also eher von Privat-Teams gekauft. Und genau das ist die Idee bei Ginetta. Man ist Spezialist für Track-Fahrzeuge, die maßgeschneidert für den Motorsport gebaut und geliefert werden. Wer in seiner Ginetta zur Rennstrecke fahren will, also einen Wagen mit Strassenzulassung kaufen will, greift zur G60. Pro Jahr werden 50 Stück gebaut, Preis pro Stück 80000 Euro. Dafür gibt es 314 PS, 265 Spitze und keinerlei Helferlein.

Morgan Plus 4

Knock on wood, wie es so schön heisst. Bei Morgan fällt man zwar keine Bäume, aber man fertigt den Rahmen für den modernen Klassiker immer noch aus Eschenholz. Der Plus 4 ist ein Evergreen, das seit 1950 mit Unterbrechungen gebaut wird. Das Dach ist noch immer reine Nebensache, dafür gibt’s weiter vorne einen Vierzylinder mit 156 PS und jede Menge Fahrspaß. Cruising darf man mit anderen Roadstern betreiben, der Plus 4 will und kann Kurven bespringen, auf das die Insassen vor Freude singen. Der Preis für den ewig jungen Morgan: rund 70.000 Euro.

Jaguar F-Type SVR

Sieben Jahre ist das schon wieder her. Der F-Type rollte auf dem Genfer Salon auf die Bühne und alles rief „AAAh“. Dieser Hintern, dieser Name, diese Geschichte. Immerhin war es der D-Type, der in 50er-Jahren in Le Mans alles in Grund und Boden fuhr. Und dann der E-Type. Jene Lust auf vier Rädern, die bis heute anhält. Und nun der F-Type.

Ein Zweisitzer ganz nach dem Geschmack vieler Jungs mit dem Hang zur Kurvenjagd. Das kurze Heck, der lange Vorbau. Darunter reichlich Auswahl an Maschinen. Das gröbste Kraftwerk sitzt im SVR. 575 PS, per V8 und fünf Liter Hubraum, treiben den Wagen bis Tempo 322. in 3,7 Sekunden ist die Marke 100 km/h erreicht. Der Sound ist grenzwertig, weil in der Früh schon nervig für die Nachbarschaft. Der Preis: 138.400 Euro.

Radical RXC

Der Name ist Programm. Wer sich in einem Radical ausruhen will, sollte das Weite suchen. Radical versteht sich als Spezialist für Rennwagen und deren Einsatz im Motorsport. Weil aber immer mehr Leute den Punch eines Radical auch auf der Landstraße spüren wollen, gibt es den RXC. Der RXC hat ein Dach, eine Zulassung für die öffentliche Straße, einen V6-Eco-Boost-Motor von Ford und das heißt: 460 PS, knapp 300 km/h und, aufgepasst: 2,6 Sekunden bis 100 km/h. Na? Was geht? Der Preis: ab 140.000 Euro.

McLaren Senna

Ganz weit oben auf der Skala der besten Sportwagen weltweit sitzt McLaren auf einem Schalensitz und freut sich über die letzten Jahre. Vielleicht nicht unbedingt wegen der Formel-1, aber das Geschäft mit Supersportwagen läuft wie blöd. Derzeit ist der Senna die große Nummer, abgesehen vom Speedtail, aber der ist ausverkauft. Wer also noch knapp eine Million auf dem Konto rumliegen hat, sollte mal den nächsten Dealer anrufen. Da geht noch was.

Zum Senna lassen sich viele Fakten aufzählen. Also: 800 PS, 340 km/h, 2,8 bis 100 km/h und 1273 Kilo Leergewicht. Aber das alles ist zwar eindrucksvoll und cool, aber die wahren Fakten poltern nicht aus dem Wagen, die haut man raus, wenn man zum ersten mal in einem McLaren sitzt, die erste Kurve anvisiert und dann mitten drin den Gasfuß nach unten haut. Dann spricht der McLaren seine eigene Sprache. Er ist präzise, kultiviert, laut aber nicht vulgär, er ist lieb und teuer, aber auch roh und exotisch. Und beim Senna können wir die ganze Geschichte noch mal verdoppeln.

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